Allergie und Weihnachtsbaum sind kein Widerspruch

Studienerkenntnisse und Tipps zum Naturbaum – und ein kritischer Blick auf die Plastikvariante

Menschen mit Allergien wird oft empfohlen, auf einen Weihnachtsbaum in den eigenen vier Wänden zu verzichten. Dabei gehen die Reaktionen des Immunsystems in der Regel nicht vom Baum aus. Studien zeigen, dass selbst mit Pflanzenschutzmitteln behandelte Bäume keine schädlichen Ausdünstungen an die Atemluft abgeben.

Was wäre die Weihnachtszeit ohne festliche Stimmung. Wenn schon die weißen Weihnachten eher selten sind, so kann zumindest ein weihnachtlich geschmücktes Wohnzimmer für entsprechende Atmosphäre sorgen – insbesondere dann, wenn statt weißer Pracht mal wieder Schmuddelwetter herrscht. Weihnachtsbäume sind nicht nur wunderbar anzuschauen, haben eine lange Tradition und können gemeinsam mit Partner und Kindern geschmückt werden – sie verströmen auch einen schönen Duft, der Kindheitserinnerungen weckt.

Keine Rückstände in der Raumluft

Doch was verströmt der im Wohnzimmer aufgestellte Baum eigentlich in die Atemluft? Und geht hiervon eine Gefahr für die Gesundheit aus? Die Holzforschung Austria hat hierfür acht Nordmanntannen sehr genau unter die Lupe genommen. Die 1953 gegründete Gesellschaft ist das größte unabhängige Forschungs- und Prüfinstitut für Holz in Österreich. Um einer möglichen Gefährdung durch die Bäume auf die Spur zu kommen, wurden nicht nur Nadeln und Äste untersucht. Auch die Auswirkung der Bäume auf die Atemluft wurde in speziellen Prüfkammern getestet. Zusätzlich wurden Bäume unter Realbedingungen aufgestellt und der sich über einen längeren Zeitraum angesammelte Staub in den Räumen auf Rückstände schwerflüchtiger Substanzen untersucht. Diese Stoffe verteilen sich nicht gut in der Raumluft und sind deshalb über die Luftanalysen der Prüfkammern weniger gut nachweisbar.

So kompliziert der Versuchsaufbau scheinen mag, so einfach ist das Ergebnis: Es wurden insgesamt nur zwei Wirkstoffe nachgewiesen – und das auch nur in den Proben von Ästen und Nadeln. Alle nachgewiesenen Mengen lagen außerdem weit unter den Grenzwerten für Rückstande in Lebensmitteln der europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

Gestützt wird dieses Ergebnis von Untersuchungen des international anerkannten Hamburger Labors Eurofins, welches von 2012 bis 2016 jährlich Nadelproben untersuchte. Sofern überhaupt Rückstände nachweisbar waren, handelte es sich ausschließlich um zugelassene Mittel, die auch hier unter den Grenzwerten für Lebensmittel lagen.

Plastik birgt mögliches Gefahrenpotenzial

Wie sieht es bei „immergrünen“ Bäumen aus Kunststoff aus, die meist aus Billigproduktionen in Fernost stammen? Gerade im Hinblick auf die Gesundheit bergen solche „Bäume“ reale Gefahren: Im Kunststoff enthaltene Weichmacher, Farbstoffe, Flammschutzmittel und andere Zusatzstoffe sind gesundheitlich bedenklich. Nach Angabe der Helios Kliniken GmbH können bei Plastikprodukten problematische Stoffe durch Abrieb oder Ausdünstung besonders leicht in die Raumluft übergehen. Das bei Kunstbäumen gerne für die Nadeln eingesetzte PVC ist dabei nicht nur gesundheitlich besonders problematisch. Auch die Entsorgung ist kompliziert, weil bei Deponierung Weichmacher in das Grundwasser übergehen können und sich bei Verbrennung ätzender Chlorwasserstoff bildet. So ist der natürliche Weihnachtsbaum in puncto Gesundheit seinem künstlichen Konkurrenten weit überlegen.

Weitere Tipps für ein gesundes Fest

Der Verband natürlicher Weihnachtsbaum e.V. empfiehlt außerdem, auf chemische Mittel wie Kunstschnee und Goldspray zu verzichten. Sie können aufgrund von Treibgasen und Konservierungsstoffen die Umgebung und Umwelt belasten. Enthaltene Lösungsmittel können Auslöser für allergische Reaktionen sein. Regelmäßiges Lüften und stetiger Nachschub an Frischwasser für den Naturbaum vermindern die Ansammlung von Schimmelsporen. Der Baumschmuck sollte gegebenenfalls entstaubt und für das nächste Jahr möglichst luftdicht verpackt werden. Wer weitere gesundheitliche Gefahren unter dem Weihnachtsbaum minimieren will, kann statt echter Kerzen geprüfte Lichterketten einsetzen. Bei echten Kerzen sollten solche aus reinem Bienenwachs oder Stearin bevorzugt werden. Es kann festgehalten werden, dass bisher keine wissenschaftliche Grundlage existiert, die gegen einen festlich geschmückten Baum im heimischen Wohnzimmer spricht. Gute Nachrichten – für das nächste Weihnachtsfest und alle Allergiker gleichermaßen.