Pflanzenschutz in der Weihnachtsbaumkultur
Die Betriebe im Verband natürlicher Weihnachtsbaum widersprechen den Behauptungen des BUND
Alle paar Jahre stellt der spendensammelnde BUND kurz vor Weihnachten einen vermeintlichen Zusammenhang zwischen dem staatlich geregelten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Weihnachtsbaumkulturen und der menschlichen Gesundheit her. Dabei hat das eine mit dem anderen nichts zu tun, wie Studien belegen. Selbst wenn Tannen und Fichten in zwingenden Ausnahmefällen mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden, geben sie keine schädlichen Ausdünstungen an die Atemluft ab.
Ausnahmsweise und unter bestimmten Umständen ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln beim Anbau von Weihnachtsbäumen nicht nur notwendig, sondern auch sinnvoll. Tritt beispielsweise massenhaft der Fichtenzapfenzünsler oder die Tannentrieblaus auf, müssen die Kulturen mit einem eigens hierfür vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zugelassenen Pflanzenschutzmittel (Insektizid) behandelt werden. Welche verheerenden Auswirkungen es hat, Schadinsekten nicht zu kontrollieren, zeigt sich gerade in den vom Borkenkäfer historisch geschädigten deutschen Wäldern.
Das Pflanzenschutzgesetz macht sehr umfangreiche und detaillierte Vorgaben für den Einsatz und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Dazu zählen ein Sachkundenachweis, der sicherstellt, dass die Anwendungshinweise, Dosierungen und Wartezeiten eingehalten werden, der Einsatz ausschließlich zugelassener Mittel, amtliche Kontrollen sowie die Beachtung des Bienenschutzes.
Methodische Schwächen beim BUND
Entgegen wissenschaftlicher Gepflogenheiten gibt der BUND weder an, mit welchen Verfahren die Nadelproben analysiert wurden, noch durch wen. Zudem ist der Einbezug von 19 Stichproben, wie im Jahr 2023, bei bis zu 30 Millionen jährlich in Deutschland verkaufter Weihnachtsbäume nicht als repräsentativ anzusehen. Ob die untersuchten Bäume in Deutschland oder im Ausland gewachsen sind, wird ebenfalls nicht unterschieden. Außerdem werden bei den Untersuchungsergebnissen keine Grenzwerte angeführt – sodass der Leser die Ergebnisse nicht einordnen kann.
Tatsächlich sind die vom BUND angeprangerten Rückstände als unbedenklich zu bewerten. Auch das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) bestätigt, dass bei der Genehmigung aller Wirkstoffe Expositionsabschätzungen vorgenommen würden, um das gesundheitliche Risiko für alle Beteiligten bei Hautkontakt und Einatmen zu berücksichtigen. Bei den nicht zugelassenen Wirkstoffen, die lediglich nahe der Nachweisgrenze gefunden wurden, geht das BfR indes von einer nicht aktiven Anwendung aus. Denkbar ist hier etwa, dass die kritischen Rückstände durch Windabdrift aus dem Umland der Kulturen stammen oder durch eine Kontamination während des Ziehens der Proben. Zumal der Einsatz mancher der angeblich nachgewiesenen Wirkstoffe in Weihnachtsbaumkulturen nicht als sinnvoll nachzuvollziehen ist, da sie für einen komplett anderen Einsatzzweck gedacht sind (zum Beispiel für Zitrusfrüchte). Zudem bestehe, so das BfR, aus wissenschaftlicher Sicht in Bezug auf Pflanzenschutzmittelrückstände auf Weihnachtsbäumen sowohl bei der Untersuchung aus 2023 als auch bei allgemeinem vorschriftsmäßigem Gebrauch aufgrund der geringen Konzentrationen kein Grund zur gesundheitlichen Besorgnis.
Umweltbewusste Erzeuger von Weihnachtsbäumen folgen diesen Vorgaben und produzieren naturgerecht. Verglichen mit dem derzeit üblichen Ackerbau ist der Einsatz von Düngemitteln sehr gering und Pflanzenschutzmittel sind häufig nicht erforderlich bzw. werden nur punktuell eingesetzt. Bedingt durch diese extensive Nutzung der Flächen, entstehen für viele Lebewesen und Pflanzen sehr günstige Bedingungen und es entwickelt sich eine artenreiche Fauna und Flora. Besonnte Offenflächen, begrünte Fahrgassen und Randflächen schenken auch seltenen Echsen und Insekten Lebensraum. Untersuchungen der Universität Osnabrück belegen beispielsweise, dass die Weihnachtsbaumkulturen die Nistmöglichkeiten und damit das Vorkommen von seltenen und vom Aussterben bedrohten Vogelarten fördern. Hierzu zählen Heidelerchen, Kiebitze, Rebhühner, Neuntöter und Heckenbraunellen.
Keine Rückstände in der Raumluft
Die Gesundheit der Verbraucher ist zu keiner Zeit gefährdet. Die Holzforschung Austria hat hierfür Nordmanntannen sehr genau unter die Lupe genommen. Die 1953 gegründete Gesellschaft ist das größte unabhängige Forschungs- und Prüfinstitut für Holz in Österreich. Um einer möglichen Gefährdung durch die Bäume auf die Spur zu kommen, wurden nicht nur Nadeln und Äste untersucht. Auch die Auswirkung der Bäume auf die Atemluft wurde in speziellen Prüfkammern getestet. Im Ergebnis wurden insgesamt nur zwei Wirkstoffe nachgewiesen – und das auch nur in den Proben von Ästen und Nadeln. Alle nachgewiesenen Mengen lagen weit unter den Grenzwerten für Rückstande in Lebensmitteln der europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Und davon abgesehen: Wer verspeist schon seinen Christbaum?
Gestützt wird dieses Ergebnis von Untersuchungen des international anerkannten Hamburger Labors Eurofins, welches von 2012 bis 2016 jährlich Nadelproben untersuchte. Sofern überhaupt Rückstände nachweisbar waren, handelte es sich ausschließlich um zugelassene Mittel, die auch hier unter den Grenzwerten für Lebensmittel lagen.
Die oben angeführten Studienerkenntnisse führen die spekulativen Unterstellungen des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ad absurdum. Deshalb fasst Benedikt Schneebecke für die Erzeugerbetriebe im Verband natürlicher Weihnachtsbaum e.V. zusammen:
„Es kann festgehalten werden, dass bisher keine wissenschaftliche Grundlage existiert, die aus gesundheitlichen Gründen gegen einen festlich geschmückten Baum im heimischen Wohnzimmer spricht. Daher ist es verantwortungslos, wenn fachfremde Organisationen wie der BUND der Öffentlichkeit suggerieren, es bestehe bei Weihnachtsbäumen ein kritischer Zusammenhang zwischen Pflanzenschutz und Gesundheit.“